SVP ist gegen die Schliessung des Schulhauses Staffeln
Das Schulhaus Staffeln im Stadtteil Reussbühl soll gemäss Entschluss des Stadtrats per Ende Schuljahr geschlossen werden. Erste Klassen werden bereits nach Ostern in die neuen „Schulräume“ in einem Industrie- und Gewerbegebäude in der Grossmatte verschoben. Nach eingehender Besichtigung der Räumlichkeiten in der Grossmatte und im Schulhaus Staffeln ist dies für die Fraktion der SVP Stadt Luzern eine inakzeptable Lösung. Es ist ein Schnellschuss des Stadtrats mit weitreichenden und folgenschweren Auswirkungen auf die Unterrichtsqualität, die Gesundheit der Schüler, den Verkehr und nicht zuletzt auch der Finanzen der Stadt Luzern.
Aus Provisorium wird Providurium
Eigentlich sollte der sogenannte „Schulraum Gasshof“, der eigentlich nicht im Wohnquartier Gasshof, sondern im Industriegebiet Grossmatte liegt, als Notlösung für fehlenden Schulraum durch das starke Wachstum in Littau benutzt werden. Bis 2016 werden im Einzugsgebiet mehr als 400 neue Wohnungen erstellt werden, weitere rund 1300 Wohnungen sind mittelfristig geplant. Dies benötigt sechs zusätzliche Primarschulabteilungen, die gemäss beiliegendem Plan an der Luzernerstrasse 145a hätten Platz finden sollen. Da es als Provisorium für eine überschaubare Anzahl Primarschüler gedacht war, schien dies gerechtfertigt.
Nun hat sich die Situation komplett geändert. Das komplette Schulhaus Staffeln mit 12 Sekundar-Klassen und über 230 Schülern soll in dieses Gewerbegebäude ziehen. Im Untergeschoss ist eine Schlosserei und im selben Gebäude befindet sich ein Maschinenhersteller mit internationalem Vertrieb (welche vom Stadtrat offensichtlich nicht über den künftigen Schulbetrieb informiert wurden). Um mehr Platz zu haben, wird eine zweite Etage im selben Gebäude gemietet und ähnlich umgebaut.
Nur noch ein Bruchteil des Platzes verfügbar
Eines wird bei der Besichtigung schnell klar: über 230 Oberstufenschüler haben hier keinen Platz. Sind die Schulzimmer durch den Umbau noch in einer vernünftigen Grösse, wird bei einem direkten Vergleich mit dem Staffelnschulhaus jedem schnell klar, dass die Reussbühler Schüler künftig nicht mehr stufengerecht unterrichtet werden können. Während das Schulhausareal Staffeln über 20’000 m2 gross ist, umfasst es in der Grossmatte gerade mal 1’500 m2! Denn rund um das Gebäude sind weder Pausenplatz, noch Turnhalle, noch sonst irgendwelche Installationen oder Räumlichkeiten, die die Schüler benutzen können. Alleine die Grundfläche des Schulhauses Staffeln ist mit ca. 2600 m2 fast doppelt so gross wie das neu geplante Provisorium. Allerdings ist es überall zwei- bis dreistöckig ausgebaut mit Schulzimmern, grosszügigen Gängen, Bibliothek, Werkräumen, zwei Turnhallen, Handarbeitszimmern, Informatikräumen, Musikzimmern, Medienraum, Zeichnungszimmern und Kochzimmern. Damit steht den Schülern des „Schulhauses Grossmatte“ nicht mal die Hälfte der bisherigen Fläche zur Verfügung.
Pausen mitten auf der Strasse
Leider steht in der Grossmatte keinerlei Aufenthaltsraum zur Verfügung. Die engen Gänge bieten keinesfalls Platz für über 200 Schüler. Aussen um das Gebäude herum führt eine Strasse, auf der täglich mehrere Lastwagen Waren zu den ansässigen Firmen bringen. Wird der Parkplatz und die Strasse vor dem „Schulhaus“ überquert, ist ein lächerlich kleiner und jämmerlicher Platz über eine Treppe in einem traurigen Zustand zu erreichen. Auch der bei Weitem zu klein für 230 Schüler und ohne jede Überdachung.
Allerdings dürften die Schüler sich sowieso einen anderen Pausenort suchen. Sie werden 100 Meter zur viel befahrenen Luzernerstrasse hinuntergehen, diese überqueren, und sich im Fanghöfli-Einkaufscenter auf der anderen Strassenseite Pausenmahlzeiten kaufen, ausserhalb jeglicher Kontrolle der Lehrer natürlich.
Der Schulweg sucht seinesgleichen
Das Schulhaus Staffeln hat sein Einzugsgebiet über den gesamten Stadtteil Reussbühl mit ca. 7’000 Einwohnern. Das neue „Industrie-Schulhaus“ ist jenseits des Zimmereggwaldes, zu Fuss in etwa 45 Minuten entfernt, je nach Wohnort sogar noch weiter. Busverbindungen in einer ausreichenden Kapazität müssen erst noch geschaffen werden. Erschwerend kommt hinzu, dass kaum ein Stadtteil so schlecht mit dem öffentlichen Verkehrt erschlossen ist wie Reussbühl. So ist zum Beispiel das Eichenstrasse/Waldstrasse-Quartier mit vielen tausend Einwohnern ohne direkte Anbindung. So oder so werden die Schüler mehrmals stark befahrene Strassen überqueren müssen. Es ist auch davon auszugehen, dass viele den Schulweg mit dem Fahrrad oder mit einem motorisierten Rad zurücklegen werden, um Zeit zu sparen. Gerade zu Stosszeiten dürfte das zu vielen gefährlichen Situationen führen.
Provisorium fehlt
Auch für die Littauer Schüler wird sich die Situation massiv verschlechtern. Denn nun fehlt ja der zusätzlich dringend benötigte Schulraum durch die neu hinzugezogenen Einwohner. Dieser muss nun an anderer Stelle erstellt werden, was sehr schwierig sein dürfte. Dass dabei kaum das Wohl der Schüler im Mittelpunkt stehen dürfte, sondern eher machbare Notlösungen gesucht werden, liegt nach dem „Industrie-Schulhaus Grossmatte“ auf der Hand.
Aktivismus statt Schülerwohl
Man fragt sich, was für eine schlimme Situation im Schulhaus Staffeln herrschen muss, damit so vielen Schülern so viele schlimme, gefährliche und unbefriedigende Situationen zugemutet werden. Der Stadtrat antwortete auf eine entsprechende Interpellation, dass ab 2008 in gewissen Zimmern einzelne Schüler und Lehrpersonen über Kopfschmerzen und brennenden Augen klagten. Dies nachdem während 54 Jahren keine vergleichbaren Symptome bei tausenden Schülern festgestellt werden konnten. Messungen haben daraufhin erhöhte Werte gewisser Stoffe (PAK, Naphtalin) ergeben, die allerdings die Grenzwerte nur selten überschritten haben. Als Gegenmassnahme wurden die betroffenen Zimmer alle saniert, zum Teil mit sehr hohem Aufwand. Die letzte Messung im Januar 2014 zeigte deutlich auf, „dass die Sanierung der Schulzimmer erfolgreich“ war. Lediglich in den Gängen, im Singsaal und in einem Schulzimmer wurden noch erhöhte Werte nachgewiesen, aber unterhalb der Grenzwerte. So resümiert der Stadtrat denn auch: „Experten gehen davon aus, dass keine unmittelbare Gefährdung besteht, da die Werte dafür zu gering sind und die Aufenthaltsdauer vor allem in den Gängen zu kurz ist.“
Damit bestätigt der Stadtrat es selbst: Dort wo saniert wurde, sind die Werte in Ordnung. Somit müsste man also nur noch einzelne weitere Räume und allenfalls das Täfer der Gänge (nicht durchgehend, sondern nur Täferflächen von ca. 4 m2 alle paar Meter) sanieren. Dies würde Sinn machen, wurden doch in den letzten Jahren erhebliche Mittel in den Unterhalt des Schulhauses investiert. So wurden sämtliche Fenster an der Nord-West-Seite komplett ersetzt und ebenfalls die alten Holz-Eingangstüren durch moderne aus Stahl ersetzt.
Der wahre Grund für die „Sorge“ um die Gesundheit der Kinder
Entwaffnend ehrlich sagt der Stadtrat dazu, dass ein „zeitgemässer“ Unterricht im Staffeln nicht mehr möglich sei. Damit meint er die Umsetzung der unsäglichen Reformen der Volksschule, die viel mehr Platz und insbesondere Gruppenräume benötigen. Dafür ist im Schulhaus Staffeln zwar im Moment kein Platz, ein Aufbau des neu gebauten Traktes würde aber das Problem lösen können. Dies ist wohl der wahre Grund: Der Stadtrat möchte mit allen Mitteln ein neues Schulhaus erzwingen. Dabei geht vergessen, dass das für zwei oder drei Generationen Schüler bedeuten könnte, dass sie nie in einem vernünftigen Schulhaus zur Schule gehen werden. Eine Katastrophe für die Stadt Luzern, die ihresgleichen im Kanton sucht.
Zum Wohl der Schüler – Handeln mit Mass anstelle teurer Schnellschüsse
Ein Neubau des Felsberg-Schulhauses hätte ca. 31 Millionen gekostet. Das neue Schulhaus Staffeln dürfte mit Sicherheit in derselben Grössenordnung liegen. Dass in der aktuellen Finanzplanung dafür kein Geld vorgesehen ist, liegt auf der Hand. Eine besonnene Handlungsweise ist deshalb erst recht angezeigt.
Als kurzfristige Lösung macht es Sinn, wenn die Klasse des Schulzimmers mit erhöhten Werten in das Schulhaus Grossmatte zieht (falls kein Ausweich-Raum im Staffeln vorhanden ist). Ebenso sollte man Schülern den einfachen Wechsel in eine andere Klasse in einem anderen Schulhaus ermöglichen. Es wird sich zeigen, wie viele Schüler davon tatsächlich Gebrauch machen werden. Eine grosse „Abwanderung“ ist wohl nicht zu erwarten. Zeitgleich müssen die restlichen Räume saniert werden. Dafür sollte während der Sommerferien ausreichend Zeit sein, denn die Schulzimmer sind ja (bis auf eines) in Ordnung und somit ist der Aufwand überschaubar.
Der SVP Stadt Luzern ist wichtig, dass auch den Kindern im Stadtteil Reussbühl künftig hochstehender Unterricht auf Stadtluzerner Niveau erteilt werden kann. Die gemäss Experten nicht mehr vorhandene Gefährdung darf nicht gegen eine tatsächlich massiv erhöhte Gefährdung unserer Kinder durch den Schulweg und Pausenaufenthalt auf Lieferanten-Zufahrten ersetzt werden. In Abwägung aller pädagogischen und gesundheitlichen Fakten muss das Schulhaus Staffeln auch im kommenden Schuljahr weiter betrieben werden – zum Wohle der Kinder!
Hier der Bericht in der Luzerner Zeitung.
Anmerkung: Der obenstehende Text nimmt Bezug auf die Antwort auf die dringliche Interpellation 150 – Umgehende Lösungen für Belastungen in den Unterrichtsräumen des Staffeln-Schulhauses